Christian Appenteng und Michael Meyer vor dem Geschäft seines Vaters.

An einem Sonntag 1970, ich war damals 16 Jahre alt, fuhr ich mit dem Zug von Lüneburg nach Lauenburg. Es war kalt, vielleicht November. Ein kleiner Afrikaner im Anzug, weißem Hemd und Krawatte, mit einem kleinen Lederkoffer neben sich, saß mir frierend gegenüber.

Er fragte mich auf englisch, ob ich wüsste, wo Echem ist.

Im folgenden Gespräch erzählte er mir, dass er aus Accra in Ghana stamme, und zwanzigster Prinz der Familie Appenteng sei, und das sein Vater für ihn die Entscheidung getroffen hätte, er sollte in Echem Landwirtschaft studieren. Meine Hilfe war lediglich die Auskunft, dass Dr.Hesselbarth dort der Leiter sei.

Ich lud ihn nach Hohnstorf ein. Meiner Mutter tat der kleine Mann aus Ghana leid, aus dem Kleiderschrank meines kleinen Bruders kleidete sie ihn ersteinmal winterfest ein.

Bei der LVA hatten sie ein kleines Problem, da er kein Wort Deutsch sprach. Mein damaliger Lehrer, Wolfgang Gabbert, brachte ihn erst einmal auf einem Bauerhof in Scharnebeck unter, wo er arbeitend die Zeit überbrückte, bis er in Arolsen (Hessen), einen Deutsch-Crashkurs absolvieren konnte. Danach war er wieder in Echem und kehrte nach seiner Ausbildung in seine Heimat zurück. Das letzte was ich später von ihm hörte war, dass er im Landesinneren Land gekauft hatte, um eine Milchviehfarm zu gründen. Ich hatte auch eine Einladung ihn zu besuchen, kam dieser Einladung aber nicht nach.

Heute tut es mir leid, es nicht wenigstens versucht zu haben.

(Michael Meyer, 2018)

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