Polizeischutz in Hohnstorf nach 1945

„In den Nachkriegswirren 1945 – 48 rief die Bevölkerung von Hohnstorf immer wieder nach einem stärkeren Po­lizeischutz, da die in Artlenburg verbliebenen Polen die Gegend vollkommen unsicher machten.

Der damalige Gemeinde-Direktor Adolf Lüchau trat nun an die Schutzpolizei-Abt.-Lüneburg heran und setzte es durch, dass ei­ne Polizeistation in Hohnstorf eingerichtet wurde. Polizeimeister Raabe wurde Leiter dieser Dienststelle und ihm zur Seite standen 8 Polizeiwachtmeister. Für diese Beamten begann eine umfangreiche Tätigkeit. Laufende Aufklärung von Diebstählen und Einbrüchen waren an der Tagesordnung. Die Diebstähle von Geflügel, Stallkaninchen, Vieh von den Weiden, Obst- und Kartoffeldieb­stähle nahmen in dieser Zeit überhand. Selbst die Wäsche der Hausfrauen war auf der Leine nicht mehr sicher. Hinzu kam die dauernde Überwachung der Hohnstorfer Fähre und die lebhafte Streifentätigkeit.

Schlecht ausgerüstet mussten die Polizeibeamten ihren Dienst versehen. So war ein einfacher Holzknüppel dieeinzige Verteidigungs­waffe. Erst im Frühjahr 1948 erhielten die Polizei­beamten einen Revolver aus englischen Beständen.

Im Jahre 1948 kam dann noch die Überwachung der Zonengrenze entlang der Elbe hinzu. Sie musste von Hohnstorf bis zur Gemeinde Wendewisch Tag und Nacht bewacht werden. Naturgemäß mussten nun auch wieder die Polizeikräfte der Poli­zeistation Hohnstorf ver­stärkt werden. Bald waren insgesamt 22 Polizeibe­amte in Hohnstorf statio­niert. Diese wurden in den Schlagartig ließen nun infolge dieses hohen Polizeiaufgebots die Straftaten nach. Zum Teil ist wohl auch der Rückgang dieser Straftaten auf die Einführung der stabilen DM 1948 zurückzuführen, die Menschen hatten wie­der Arbeit und konnten plötzlich wieder alles kaufen.

Als dann der Dienst an der Zonengrenze von der Polizei an die Zollbehörde abgegeben wurde, deren Beamte hin­ter der heutigen Volksschule in vier netten Vierfamilienhäusem[1] untergebracht wurden, reduzierte man auch die Polizeikräfte in Hohnstorf. So blieben dort noch ein Polizeimeister und drei Polizeiwachtmeister. In der Zwi­schenzeit war endlich ein normales ruhiges Leben in Hohnstorf eingetreten. Die Bevölkerung konnte ihrer Tätig­keit nachgehen, ohne von Gesetzesbrechem gestört zu werden. Die letzten Polen waren bereits 1947 aus Artlen­burg verschwunden.

Im Jahre 1954 zog die Polizeistation vom „alten Bahnhof“[2] nach der Wohnung des Polizeimeisters[3] mit noch drei Polizeibeamten um. Diese drei Beamten wurden 1956 versetzt und Polizeimeister Raabe verblieb in Hohnstorf als einziger Polizeibeamter bis zu seiner Pensionierung am 1. April 1962. Auch nach seinem Abschied verblieb Raa­be in Hohnstorf und wohnte weiter in seinem Siedlungshaus.

Vom 1. April 1962 an wurde die Polizeistation nach Echem verlegt, und Hohnstorf wird heute[4] durch den Nach­folger, Polizeimeister Karl Graf, betreut.“

(Bis hierhin: Original-Aufzeichnungen des Polizeimeisters a. D. Curt Raabe im Jahre 1964)

Nach der Auflösung der Bezirksregierungen im Jahre 2004 wurde auch der Polizeidienst im Landkreis neu geord­net. Jede Samtgemeinde erhielt eine Polizeistation. Die der Samtgemeinde Schamebeck wurde zunächst in der Mühlenstraße eingerichtet, später im Hülsenberg. 2012 machten acht Beamte auf der Station Dienst.

[1] sogen. „Zollhäuser“ in der Schulstraße
[2] direkt an der Elbbrücke beim Fährhaus gegenüber dem Kindergarten
[3] Ecke Triftweg/Blumenweg
[4]  1964

Recherchiert von Jens Kaidas.
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