Zwischen den Kilometern 569 und 570 macht die Elbe eine Biegung nach links. Das hat zur Folge, daß der Schwerpunkt der Strömung näher an das Lauenburger Ufer rückt. So konnt sich ein feinsandiger, breiter Strand bilden. Der lud schon immer zum Baden ein. Wann aber nur zu diesem Zweck die ersten Gäste nach Hohnstorf kamen, läßt sich nicht mehr ermitteln.

Die Dorfchronik berichtet von zwei Hamburger Bürgern, den Herren Eberle und Gruhle, denen 1931 in einer Feierstunde die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Dies war Hohnstorfs Dank an zwei Gäste, die ursprünglich nur einmal für einen Sonntag nach Hohnstorf gekommen waren, den Ort aber so reizvoll fanden, daß daraus viele Aufenthalte von längerer Dauer wurden. Aus ihrem großen Bekanntenkreis zogen sie viele Gäste nach. Mit Rat und Tat standen sie den Hohnstorfern bei, ihr Dorf zu einem ansehnlichen Badeort zu entwickeln.

Zu einem geregelten Badebetrieb kam es im Jahre 1912. Ein tragisches Ereignis im Vorjahr war der Anlaß dazu. Drei Kinder von Sommergästen waren hinter dem Haus Elbdeich 29, früher Radant, ertrunken. Man fragte den Fischermeister Nicolaus Blume, ob er bereit wäre, während des Badebetriebes am Stand vor dem Eichenwäldchen die Aufsicht zu übernehmen. Nicolaus Blume hatte als Soldat bei den Pionieren gedient, er konnte schwimmen und er war des Rettens kundig.

Von einem Fischerkahn aus, der etwas am Rande der Nichtschwimmerzone vor Anker lag, wurde ein Eintrittsgeld von 20 Pfennig erhoben. Wenn Nicolaus Blume verhindert war; schließlich blieb die Fischerei der wichtigste Broterwerb, übernahm einer von seinen jungen Männern die Aufsicht. Zur Sommersaison wurden stets junge Leute eingestellt, wenn sie eine Ausbildung als Badeaufsicht nachweisen konnten. Im Jahre 1937 legte die Tochter Meta die Bademeisterprüfung ab, damit die Konzession nicht verfiel.

Auf dem Grundstück der Blumes wurden Bier und Limonade ausgeschenkt; es wurde Rote Grütze gekocht und mit Milch von Bauer Brammer verkauft. Die Terrasse des Strandhauses kam 1927/28 hinzu. Dort konnte man mit Blick auf die Elbe Kaffee trinken; oft spielte eine Musikkapelle dazu. Den Kaffee bezog Frau Blume aus dem Hamburger Freihafen, drei Sack jedes Jahr. Er wurde mit Buchenholz hier vor Ort frisch geröstet.

Den Kuchen bezog man von Bäcker Mahnke in Lauenburg. Frau Blume steckte morgens dicke weiße Stangen in die Erde. Dann wußte der Bäcker, wieviel Bleche Kuchen er bereitzuhalten hatte, wenn einer von Blumes jungen Leuten mit dem Kahn herübergerudert kam.

An Sonntagen kamen manchmal von Lüneburg Sonderzüge mit Badegästen. Die Züge hielten direkt am HohnstorferDeich oberhalb vom Cafe Koch. Von dort waren es 8 Minuten zu Fuß. Nach jedem Badetag wurde der Strand auf einer Länge von etwa 700 m gesäubert. Auf dieser Länge gab es 12 Anlieger an die von den Blumes Pacht gezahlt werden mußte.

Von der Stadt Lauenburg bezog das Strandbad Blume jährlich eine Pauschale, da die Stadt kein Bad unterhielt und die Lauenburger zum Baden nach Hohnstorf kamen. Nachdem Lauenburg 1956 ein eigenes Schwimmbad eröffnet hatte, entfiel diese Pauschale.

Da die Verschmutzung der Elbe zunahm und. der Strand durch den Stau des Geesthachter Wehres geschrumpft war, blieben die Badegäste mehr und mehr aus. Personalnot bei den Blumes kam hinzu. Der Badetrieb wurde eingestellt. 1958 war die letzte Saison.

 

Zeitungsbericht von 1989

 

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